Literatur-Bootschafter:innen im Zeichen der Inklusion
Bei der Literatur-Bootschaft, einem Projekt des Vereins Ohrenschmaus, werden Menschen mit Lernschwierigkeiten für 1,5 Jahre angestellt. In der Zeit konzentrieren sie sich auf ihr Schreiben und loten spätere Jobmöglichkeiten aus.
Stuart Safai, Toni Tatzber und Vanessa Veith arbeiteten von Mai 2023 bis Herbst 2024 mit Mentorinnen zusammen und schrieben Gedichte, Geschichten und persönliche Erfahrungsberichte, moderierten Veranstaltungen, gestalteten Social Media-Beiträge und lasen ihre Texte u.a. beim Kultursommer Wien, der Literaturmeile, im Badeschiff auf der Zero Conference. Auch Kooperationen mit der Universität Wien und der Albertina standen am Programm.
Im Oktober endete ihre Zeit als Literatur-Bootschafter:innen und sie übergaben im Rahmen einer Lesung am Wiener Badeschiff das Ruder an drei neue Autor*innen.
Abschlusslesung der ersten drei Literatur-Bootschafter:innen
Die Literatur-Bootschafter:innen überzeugten mit Witz, Melancholie und Charme. Die Texte legten Zeugnis ab vom Ideenreichtum der Autor*innen und zeichneten ein Bild der individuellen Persönlichkeit. Im Publikum reichten die Reaktionen von herzlichem Lachen bis hin zum heimlich verdrückten Tränchen.
Das Projekt ist laut der Literatur-Bootschafter:innen „richtig gut“, weil Spaß, Arbeit, Vertrauen und Kreativität zusammenkommen. „Durch die Literatur-Bootschaft können wir viel Neues ausprobieren und mit unseren Texten auf Bühnen auftreten. Jeder Tag ist neu und bunt. Manchmal ist es ein richtiges Abenteuer und ich wünschte, dass wir viel mehr Zeit hätten“, so die ersten drei Bootschafter:innen.
Literatur-Bootschaft wird durch den Jubiläumsfonds über drei Jahre hinweg gefördert.
Mehr Informationen auf: https://literatur-bootschaft.net/
Bottled up
Stuart SafaiLiteratur-Bootschafterin
Die Angst ist wie eine frische Soda Flasche. Zuerst ist sie geschlossen. Ihre Angst ist nicht zu erkennen, wenn man sie aber drückt, kann man fühlen wie sie so fest ist, und einen Gegendruck hat wegen der Kohlensäure, fast als würde sie ihre Angst verstecken, aber sobald man sie öffnet und sie fängt an zu zischen und genauso entkommt die Kohlensäure, genauso entkommt unsere Angst und wir lassen meistens eine verbliche Reaktion heraus. Von Kommentaren, Fluchwörter bis zu einem Schreckensschrei. Wenn wir jetzt diese offene Flasche stehen lassen und die Kohlensäure entkommen lassen, ist das Wasser dann still, aber wenn wir es wieder schließen, drückt die Kohlensäure wieder gegen die Flasche. Die Moral dieses Gedichtes ist, lass dich öffnen wie die Flasche. Lass deine Angst heraus und wenn du dich beruhigt hast, kannst du recherchieren, warum es dir Angst macht und wie du die Ängste bekämpfen kannst.