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Klettern im Zeichen der Inklusion

Klettern trotz Amputation, mit Querschnittslähmung oder mit einer Sehbehinderung; gemeinsames Klettern in mixed abled Teams oder Paraclimbing als Leistungssport. Klettern im Zeichen der Inklusion zeigt sich auf vielerlei Weise.

Jasmin Plank sitzt im Bildhintergrund im Rollstuhl vor der Kletterwand. Im Vordergrund sieht man etwas verdeckt eine Kletterin, die den nächsten Griff andeutet, sowie ihren Sight Guide.

Als Auftakt zum Weltcup im Klettern findet am 23. und 24. Juni 2025 im Kletterzentrum Innsbruck der Paraclimbing Weltcup statt. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 200 Athletinnen und Athleten mit Behinderungen aus der ganzen Welt, um ihr Können an der Kletterwand unter Beweis zu stellen. Und wurden dabei von mehreren hundert Besucherinnen und Besuchern angefeuert.

Ein Sight Guide mit Headset blickt auf die Kletterwand (nicht im Bild). Rund um sie sitzen und stehen Zuschauer und Zuschauerinnen.

Paraklettern in unterschiedlichen Startklassen

So unterschiedlich wie die Behinderungen, so unterschiedlich sind die Leistungsniveaus der Athletinnen und Athleten sowie die Anforderungen an die Kletterrouten. Daher gibt es zehn Paraclimbing-Startklassen, um einen fairen Wettkampf zu gewährleisten. Athletinnen und Athleten mit einer Sehbehinderung werden zum Beispiel drei unterschiedlichen Startklassen zugeteilt, um ungleiche Rest-Sehschärfen zu berücksichtigen. Auch haben sie einen Sight Guide am Boden, der die nächsten Griffe und Bewegungen ansagt.

Ein Sight Guide mit Headset blickt auf die Kletterwand (nicht im Bild). Rund um sie sitzen und stehen Zuschauer und Zuschauerinnen.

Sind die oberen Extremitäten betroffen, so unterscheiden sich die Startklassen nach jenen, die eine Unterarmamputation haben und jenen deren Einschränkungen nur im Bereich der Hand bzw. Finger liegen. Athletinnen und Athleten mit einer Beinamputation können wahlweise mit oder ohne Prothese klettern. Jene, die im Rollstuhl sitzen und ihre Beine nicht belasten können, starten wiederum in einer eigenen Klasse. Und schließlich gibt es drei Startklassen für Kletterinnen und Kletterer mit neurologischen oder physiologischen Einschränkungen, die sehr unterschiedlich sein können. Manche sitzen im Rollstuhl, können ihre Beine jedoch zum Teil belasten, andere haben Probleme mit der Koordination oder Kraft.

Porträt von Jasmin Plank. Sie ist unter anderem Vize-Weltmeisterin im Paraklettern

Ich kann über meine Bauchspannung meine Füße auf Tritte stellen. Anschließend muss ich aber schauen, ob ich richtig stehe, da ich es nicht spüre. Es gibt in der Zeit, in der ich in der Kletterhalle bin, kein Handicap, keine Sorgen, keine Ängste. Denn wenn ich das mit in die Halle nehme, kann ich nicht klettern.

Jasmin PlankVize-Weltmeisterin, Europameisterin und mehrfache Staatsmeisterin in Paraklettern

Über sozio-ökonomische und behinderungsspezifische Grenzen hinweg

Inklusion beim Klettern bedeutet nicht nur, dass der Weltcup in Klettern und in Paraklettern gemeinsam abgehalten werden, es setzt wesentlich früher an, nämlich beim Freizeitsport. Hier bietet inklusives Klettern, wie es von uns geförderte Vereine anbieten, spezielle Chancen für das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen. Auch armutsgefährdete Kinder und Jugendliche profitieren von diesem Sport. Denn Klettern fördert die Selbstwirksamkeit und das Vertrauen, es lehrt den Umgang mit Angst und zeigt Grenzen auf. Vor allem aber ist ein Miteinander aller Leistungsniveaus möglich, da Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades an ein- und derselben Kletterwand angeboten werden. So stehen nicht mehr behinderungsbedingte Herausforderungen, sondern das gemeinsame Erleben im Vordergrund.

14 Menschen mit und ohne Behinderungen stehen einer Kletterhalle vor den Kletterwänden. In der Mitte sieht man 2 Kletterer im Rollstuhl.

Klettern mit Hilfe von LICHT INS DUNKEL

Die Österreichische Alpenvereinsjugend setzt sich mit „Alpenverein inklusiv“ in mehreren Projekten für Inklusion ein, so auch mit INKlettern, dem Klettern in mixed abled-Teams. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem gemeinsamen Klettern von Menschen mit und ohne Behinderungen für Schulklassen. Wenn Kinder und Jugendliche beim Schnupperklettern auch auf Trainer*innen mit Behinderungen treffen, bietet es Berührungsmöglichkeiten mit dem Thema Inklusion. „INKlettern-Schule“ stößt österreichweit auf großes Interesse. Wir unterstützen „Alpenverein inklusiv“ über drei Jahre hinweg aus Mitteln des Jubiläumsfonds.

14 Menschen mit und ohne Behinderungen stehen einer Kletterhalle vor den Kletterwänden. In der Mitte sieht man 2 Kletterer im Rollstuhl.
© Anna Repple

„Die Wand kennt keine Barrieren“ heißt es bei den Naturfreunden Steiermark, die sich ebenfalls für inklusives Klettern stark machen und von uns dabei über den Jubiläumsfonds gefördert werden. So konnten seit 2023 unter anderem Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten sowie Kinder mit einer Sehbehinderung schnupperklettern und es wurde Klettern als Therapieausflug für Reha-Patient*innen angeboten. Außerdem entwickelten die Naturfreunde den Workshop „Routenbau Inklusion“ für Trainerinnen und Trainer und es gab ein Sportfest mit Paraclimbern.

Der Kletterfairein JO-Inklusiv ist ein inklusiver Kinder-, Jugend-, Familien- und Senioren-Kletterverein in St. Johann im Pongau. Die inklusive Klettergruppe besteht seit mehr als fünf Jahren und trifft sich wöchentlich zum gemeinsamen Klettern von Menschen mit und ohne Behinderungen. Sie wird von einem ehrenamtlichen Team geleitet. Über den Lauf der Jahre hat sich gezeigt, dass eine größere Kletteranlage mit geeigneter Turnsaalausstattung benötigt wird. Wir haben über die Projektförderung zugezahlt, sodass dieses Vorhaben verwirklicht werden konnte.

Ein Kind klettert am Kletterturm "Kids Buin" des Vorarlberger Kinderdorfs. An einigen Haken hängen Weihnachtsgeschenke an Karabinern.
© Vorarlberger Kinderdorf

Das Vorarlberger Kinderdorf weitet Inklusion auf das gemeinsame Klettern von sozioökonomisch benachteiligten Familien, die vom Kinderdorf betreut werden, mit ortsansässigen Vereinen, Schulen und Betrieben aus. Dafür wurde 2023 außerhalb des Kinderdorfs in Wolfurt ein Kletterturm errichtet, der in einem partizipativen Prozess den Namen „Kids Buin“ zugesprochen bekam. So wurde ein neuer öffentlicher Sozialraum für die Begegnung mit und Durchmischung von unterschiedlichen Gruppen geschaffen, der bereits mit großer Begeisterung genutzt wird. Das stärkt die lokale Vernetzung und den Zusammenhalt. Auch dieses Projekt fördern wir im Rahmen des Jubiläumsfonds.

Ein Kind klettert am Kletterturm "Kids Buin" des Vorarlberger Kinderdorfs. An einigen Haken hängen Weihnachtsgeschenke an Karabinern.

Foto Jasmin Plank copyright Mišković Slobodan