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Freizeit ohne Hindernisse

Inklusion in Freizeit, Sport und Kultur sollte kein Nischenthema sein, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es braucht dringend längst überfällige Konzepte, verbindliche Vorgaben und Willen, damit Teilhabe zur Selbstverständlichkeit wird.

Ein gezeichnetes Bild auf dem in der Mitte "Freizeit ohne Hindernisse" steht und das Menschen bei Freizeitaktivitäten zeigt.

Menschen mit Behinderungen haben das Recht auch in Freizeit, Sport und Kultur gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Bei unserem Dialogforum „Freizeit ohne Hindernisse: Dialog für mehr Inklusion in Sport und Kultur“ im Kletterzentrum Innsbruck am 23. April 2025 haben wir einen kritischen Blick darauf geworfen, wie die Realität aussieht und welche Schritte notwendig sind, um Inklusion im Freizeitbereich voranzutreiben.

Dieses zweite Dialogforum (das erste behandelte den Themenkreis Partnerschaft, Sexualität, Familie) eröffnete mit einer Lesung von Julian Messner, Gewinner des Literatur-Preises „Ohrenschmaus“, und mit Impulsinterviews: Elmar Kennerth, Vorsitzender von TIPSI – Tiroler Interessensverband für psychosoziale Inklusion, wies auf oft unsichtbare Barrieren für Menschen mit psychischen Erkrankungen hin. Andrea Bellony, Obfrau von T-ROLLER, erzählte, wie durch inklusiven Tanz Barrieren abgebaut werden.

Moderatorin Barbara Sima-Ruml im Interview mit Alois Praschberger, der ins Mikrofon spricht. Rechts von ihnen sind Jasmin Plank und der Moderator Rupert Roniger. Die ersten drei Genannten sitzen im Rollstuhl.

Jasmin Plank, unter anderem mehrfache Staatsmeisterin sowie Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Paraklettern, sprach über die Selbstverständlichkeit, mit der beim INKlettern der Alpenvereinsjugend Menschen ohne und mit den unterschiedlichsten Behinderungen gemeinsam klettern. Alois Praschberger, ehemaliger Para-Olympionike, schilderte die vielen Unwegsamkeiten, die ihm als Rollstuhlfahrer in den 1980er Jahren noch begegneten. Und die Leiterin des Gehörlosenverbands Tirol Monika Mück-Egg erzählte davon, dass viele Veranstaltungen ohne gehörlosen Menschen stattfinden, da keine Gebärdensprachdolmetschung angeboten wird.

Moderatorin Barbara Sima-Ruml im Interview mit Alois Praschberger, der ins Mikrofon spricht. Rechts von ihnen sind Jasmin Plank und der Moderator Rupert Roniger. Die ersten drei Genannten sitzen im Rollstuhl.

Inklusion braucht Haltung und Handeln

Nach den Impulsinterviews tauschten sich die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Dialogkreisen aus, brachten sich mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen ein, diskutierten Lösungsansätze, formulierten Forderungen. Der Tenor: Sowohl Sport als auch Kultur verbinden und schaffen Gemeinschaft. Daher können beide Freizeitbereiche als Motor von Inklusion dienen. Wichtig ist dabei, nicht nur Angebote exklusiv für Menschen mit Behinderungen anzubieten, sondern auch solche bei denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben, Kultur genießen oder Kunst schaffen. Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass es mehr inklusive und auf allen Ebenen barrierefreie Veranstaltungen braucht. Auch sollten die Menschen mit und ohne Behinderungen mehr kommunizieren, sodass Berührungsängste und Vorurteile abgebaut werden.

Rund 50 Menschen sitzen im Kletterzentrum Innsbruck in mehreren Sesselkreisen und diskutieren.

Sport als Motor der Inklusion

In den Diskussionskreisen kamen die Teilnehmer*innen überein, dass viele bereits Menschen mit Behinderungen im Sport offen gegenüberstehen. Wichtig sei jedoch die Sichtbarkeit bei Veranstaltungen im Nicht-Behindertensport. Außerdem sollte Barrierefreiheit keine freie Entscheidung von Veranstalter*innen sein, sondern Pflicht. Einige ganz konkrete Forderungen betrafen die Ausgestaltung von Sportstätten wie etwa Stadien: So brauche es Ruheräume, Alarme sollten auch visuell dargestellt werden und die Kommentare in Fußballstadien sollten auch zum Lesen angeboten werden.

Rund 50 Menschen sitzen im Kletterzentrum Innsbruck in mehreren Sesselkreisen und diskutieren.

Kultur ohne Barrieren

Im Bereich der Kultur lautete der Tenor, dass es mehr Förderung von Künstler*innen mit Behinderungen und von Kulturstätten, die Inklusion ermöglichen, geben müsse. Gerechter Lohn statt Taschengeld sei unumgänglich. Beim Besuch von Kulturveranstaltungen gibt es noch viel Luft nach oben, was Barrierefreiheit und Angebote zur Inklusion betrifft. Das beginnt bei barrierefreien Websites und endet beim Abbau baulicher Hürden am Veranstaltungsort. Und dort, wo Veranstaltungen inklusiv sind, muss diese Barrierefreiheit sichtbarer gemacht werden. Konkret wurde auch angesprochen, dass es etwa erforderlich ist, auch mit Rollstuhl im Theater freie Platzwahl zu haben.

Zwei Paraclimberinnen beginnen eine Wand in einer Kletterhalle hochzuklettern. Von einer steht unten der Rollstuhl.

Inklusion und Barrierefreiheit auf allen Ebenen

Zum Abschluss führte Paraclimberin Jasmin Plank den Aufstieg an der Kletterwand vor und zeigte Linda Le Bon, wie man gemeinsam mit einem Sight Guide mit einer Sehbehinderung klettert. Die Veranstaltung war baulich barrierefrei. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gab es Gebärdensprachdolmetschung, Live-Untertitelung und eine graphische Zusammenfassung in einfacher Sprache.

Zwei Paraclimberinnen beginnen eine Wand in einer Kletterhalle hochzuklettern. Von einer steht unten der Rollstuhl.

Das Dialogforum konnte nur so erfolgreich über die Bühne gehen, weil wir vom Alpenverein und dem Kletterzentrum Innsbruck so großartig unterstützt wurden. Vielen Dank dafür! Wir danken auch Barbara Sima-Ruml und Rupert Roniger, die durch die Veranstaltung führten.

Wir werden die eingebrachten Wünsche und Forderungen gerne im Austausch mit Interessensvertretungen weitergeben und sie weiter diskutieren. Hier können Sie die Abschrift der Post-Its von den Diskutant*innen in den Dialogkreisen einsehen.